Historische und theologische Gedanken zu Felix Mendelssohn-Bartholdy, ELIAS

Vorgetragen vor dem Kammerchor Nürtingen und dem Kammerchor Kinzigtal anläßlich der Proben zu einer Aufführung im April 1997

1. Historischer Hintergrundinformationen:

Nach dem Tode Salomos 926 vChr. teilte sich das Großreich Israel.

Das Nordreich machte sich unter König Jerobeam selbstständig. Dieser errichtet zwei neue Heiligtümer in Bethel und Dan, damit seine Untertanen nicht zu den großen Festen nach Jerusalem pilgern müssen. So machte er Jahwe, den Gott Israels seinen politischen Zielen untertan.

In den Heiligtümern ließ er je ein goldenes Kalb aufstellen, das der Verehrung Jahwes dienen sollte. Für die Kanaaniter verkörperte dies jedoch als Stier die Zeugungskraft des Fruchtbarkeitsgottes Baal.

In der Bibel wird dieses Aufstellen eines Stierbildes als „Sünde Jerobeams“ kommentiert.

Etwa 50 Jahre nach Jerobeam tritt als 6. König des Nordreichs Ahab die Regierung an.(ca. 850 vChr).

Von ihm wird berichtet: „Er wandelte in der Sünde Jerobeams“.

Ahab heiratet Isebel, die Tochter des phönizischen Königs Ethbaal und verschafft damit seinem Volk politische Stabilität. Er erkauft dies jedoch durch eine Verstärkung des kanaanitischen Religionseinflusses: Für seine Frau muß er dem kanaanitischen Fruchtbarkeitsgott Baal sowie der Fruchtbarkeitsgöttin Aschera Tempel bauen und – so kommentiert die Bibel – erzürnt damit mehr als alle Könige von Israel vor ihm Jahwe, den Gott Israels.

2. Skizze der biblischen Erzählung von Elia: Teil 1

Dieser Gott ruft nun den Propheten Elia (aus Tischbe im vom Baalskult unberührten Gilead im Ostjordanland) als sein Sprachrohr auf den Plan.

Propheten sind in der biblischen Tradition von Gott berufene Personen, die in einer ganz konkreten geschichtlichen Situation die Einhaltung des Willens Gottes meistens gegen einen herrschenden Trend einfordern – den Willen Gottes, wie er in der Thora, den 5 Büchern Moses niedergelegt ist und in seinem Kern in der Aufforderung zur Verehrung des einen Gottes (1. Gebot) sowie in unauflöslicher Einheit damit in der Einhaltung bestimmter sozialer Vorschriften bestand.

Elia ist nun der erste deutlich konturiert hervortretende Prophet in der Geschichte Israels.

Ich erzähle kurz die biblische Geschichte nach, wie sie auch im 1. Teil des ELIAS von Mendelssohn verarbeitet ist.

Elia tritt also vor seinen König Ahab und kündigt dem Land eine große Dürre an. Er muß sich daraufhin verstecken. Auch er hat selbst unter der Dürre zu leiden. Doch Gott bewahrt ihn in zweifacher Weise vor dem Verhungern und Verdursten.

Zunächst wird Elia am Bach Krit von Raben versorgt. Als auch dieser Bach aufgrund anhaltender Trockenheit versiegt, wird Elia zu einer phönizischen (andersgläubigen!) Witwe in Zarpat geschickt, die gerade ihren letzten Vorrat an Mehl und Öl verbäckt. Sie teilt mit Elia dies und erfährt auf wundersame Weise, daß daraufhin das Mehl im Topf ebenso wie das Öl im Krug nicht leer wird. Etwas später wird ihr Sohn todkrank und stirbt. Doch Elia erweckt ihn wieder zum Leben. Hier wird Elia als der „Wundertäter“ sichtbar.

Nach drei Jahren zeigt sich Elia dem König Ahab und fordert eine Entscheidung von ihm. Ein Gottesurteil soll diese klar zutagetreten lassen.

Elia schlägt vor: Alle Propheten Baals und der Aschera sollen sich zusammen mit einer großen Volksmasse auf dem Berg Karmel versammeln. Sie sollen wie er einen Opferaltar für Baal und Aschera bauen. Beide Parteien sollen dann darum beten, daß sich das Brandopfer selbst entzündet.

„Welcher Gott nun mit Feuer antworten wird, der sei Gott!“.

Elia läßt den Baalspriestern den Vorrang. Allen ihren Gebeten („Baal erhöre uns!“) sowie weiteren Bemühungen ist kein Erfolg beschieden. Zuletzt tanzen sie sogar ekstatisch und aufgeritzten Gliedern um den Altar. Elia kommentiert spöttisch deren Tun. Zur Demonstration der Macht seines Gottes läßt Elia dann noch Wasser auf seinen Opferaltar gießen. Er betet zu Jahwe und dieser erhört ihn sofort.

„Das Feuer fiel herab und fraß das Brandopfer!“. Man muß bei diesem herabfallenden Feuer wohl an einen Blitz denken.

Die Entscheidung war gefallen. Elia befiehlt danach ein großes Gemetzel an den Propheten und Priestern Baals und tötet alle am Bach Krit. In der Bibel wird dies in einem kurzen Vers erwähnt. Dagegen wird im Oratorium von Mendelssohn diese schreckliche Tat mit Worten aus Jer 23,29 als gerechte Strafe Gottes interpretiert: „Gott ist ein rechter Richter, und ein Gott, der täglich droht; will man sich nicht bekehren, so hat er sein Schwert gewetzt, und seinen Bogen gespannt und zielet“

Nach dieser Mordtat ergießt sich der ersehnte Regen auf das Land.

Worum ging es eigentlich in diesem Konflikt? Dazu sind einige nähere Erläuterung zur religiösen Lage in Palästina zwischen 1200 und 600vChr nötig..

3. Hintergründe d. Kontroverse: Baalskult

Ca. 1200vChr wanderte die israelitischen Stämme in Palästina ein. Die ehemaligen Nomaden wurde im Kulturland seßhaft. Die Könige David und Salomo drängten schließlich die einheimischen Philister und Kanaanäer weit zurück und sicherten ein zusammenhängendes Gebiet. Jetzt lernten die Israeliten die Sitten von Bauern und Städtern kennen und ein Leben, welches durch den Rhythmus der Jahreszeiten und den Wechsel von Tag und Nacht geprägt war. Es gab feste, uralte Regeln und Tabus, denen sich der Mensch zu unterwerfen hatte.

Anders als bei den Israeliten spielte im Denken der ansässigen Kanaanäer die Geschichte und ein Gott, der immer sich darin immer wieder neu zu erkennen gibt und erfahren läßt, so gut wie keine Rolle.

Zuverlässige Orientierungsmöglichkeiten für das Leben bot allein die Natur, die Mutter des Lebens. Göttliches und Natürliches waren ineinander verflochten. So brachten die Kräfte der Natur Heil und Vermehrung oder Unheil und Lebensbedrohung. Sie waren zu beschwören, zu versöhnen, zu beschwichtigen und womöglich gefügig zu machen. Der Regen konnte ausbleiben, die Quellen konnten versiegen, wenn ihre göttlichen Herren nicht die vorgeschriebenen Formeln hörten oder Opfer bekamen. Wie sollte der Weizen keimen, wenn man den Samenkörnern nicht die Worte der Segensgöttin vorsprach? Woher sollte Jungvieh kommen, wenn man den Fruchtbarkeitsgöttern nicht von den Tieren opferte?

In diese Welt, in der für jede Funktion des Naturgeschehens Götter, Herren, Mächte verantwortlich zeichneten, wuchs Israel im 9. Jahrhundert hinein.

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Besonders einleuchtend und attraktiv war dabei der kanaanäische Jahreszyklus-Mythos vom sterbenden und wiederauferstehenden Fruchtbarkeitsgott BAAL.

BAAL galt als der Gott des Gewitters und des Regens. In Bildern wird er oft mit der Donnerkeule in der Hand dargestellt. Im Regen während der Regenzeit kommt er selbst zur Erde und befruchtet sie, daß auf ihr etwas wachsen und gedeihen kann. Mit den Regentropfen versickert BAAL dann in die Unterwelt. Dort wird er von dem Totengott MOT überwältigt und gefangengehalten – dem Gott der Trockenheit und Dürre. Auf der Erde hat dies dann eine Trockenzeit zur Folge. Damit es wieder regnen kann, muß BAAL aus den Klauen des MOT befreit werden. Seine Schwester, die Göttin ANAT, kommt ihm zu Hilfe und versucht ihn aus der Unterwelt zu befreien. Außerdem braucht BAAL neue Lebenskraft. Diese Lebenskraft steckt nach altorientalischer Ansicht im Blut von Tieren und Menschen. Wenn die Menschen also wollen, daß es wieder regnet, müssen sie BAAL Blut opfern. Ist so durch die göttliche Hilfe der ANAT und die menschliche Hilfe BAAL wieder in den Götterwelt aufgestiegen, kann es wieder regnen. Das ganze mythische Drama beginnt von vorne.

Dieser Mythos wurde jährlich an zwei Festen rituell in Szene gesetzt: Am Dankfest zu Beginn der Regenzeit wurde BAAL in z.T. ekstatischen Feiern für die Fruchtbarkeit, die er spendete, gelobt.

Nach der Ernte am Ende der Trockenzeit wurde in einem Bittfest mit blutigen Opfern die Auferstehung BAALS herbeigebeten.

Als solch‘ ein Bittfest müssen wir uns auch die Entscheidung auf dem Karmel zwischen den Baalspriestern und Elia vorstellen. Das Rufen zu Baal, der ekstatische Tanz und das Ritzen mit Messern und Spießen von Seiten der Baalspriester sind so zu erklären.

Das religiöse Problem für Elia bestand nun darin, ob es neben Jahwe noch andere von ihm unabhängige göttliche Naturkräfte gibt, oder ob der Gott Jahwe, der ein mitwandernder geschichtlicher Gott ist, in allem, was das Leben gibt, zu finden ist.

Etwas überspitzt könnte man sagen: Es geht um die Frage, ob animistische polytheistische Religiosität oder monotheistische geschichtliche Religiosität den richtigen Glauben verkörpern.

Der Prophet Elia ist einer der Vorkämpfer in dieser Glaubensfrage. Die Entschiedenheit mit der er im Sinnes des 1. Gebots für den einen Gott und damit für die monotheistische Religion kämpfte, führte ihn jedoch zu der erwähnten, uns unverständlichen unmenschliche Härte der Ermordung der Baalspriester.

4. Exkurs: Bemerkung zur Tötung/Schlachtung der Baalspriester durch Elia im Namen Gottes.

Für heutige Ohren ist dieser Massenmord an Priestern unerhört. Wie kann so etwas von Gott zu überhaupt gerechtfertigt werden?.

Ich verstehe diese „dunkle Seite“ bei Elia auch nicht.

Man kann historische Erklärungen geben (aus d. Thora, wo die Tötung von Menschen, die andere zum Abfall von Jahwe verführen, angeordnet ist! , oder auch aus anderen Religionen, in denen mutatis mutandis jeweils versagende Priester aufgrund ihres scheinbaren Fehlglaubens geopfert oder ausgerottet werden). Alle diese Erklärungen stehen im Widerspruch zum Gebot der Feindesliebe Jesu. Sie widersprechen auch fundamental unserem Verständnis von Toleranz in einer pluralistischen Gesellschaft – wie sie seit der Aufklärung der Neuzeit sich durchgesetzt hat.

Es gibt keine Rechtfertigung für solches Handeln!

Aber dies ist kein Grund es herauszustreichen oder fallenzulassen.

Ich denke, solche Geschichten erinnern uns an den „Schatten“, den nach Meinung der Psychologie jeder und jede in seiner Seele trägt.

Wie Menschen mit diesem Schatten umgehen, wird zum einen an der Gestalt Elias deutlich. Elia will seinen „Schatten“, d.h. seinen eigenen Unglauben, ja die in ihm sich regende Faszination für den Baalskult nicht wahrhaben. In Gestalt der Baalspriester versucht er diesen Schatten auszurotten. Er hat also seinen Schatten auf die Baalspriester projiziert. Und diese Projektion des Schattens auf andere zeitigte solche verheerenden Folgen.

Das könnte gerade auch für uns heutige in der Tradition der Aufklärung stehenden Menschen mit unserem „Glauben an den guten Menschen“ eine Warnung sein.

Stehen wir nicht auch mit diesem „Glauben“ in der Gefahr, die „dunklen Seiten“ des Menschen zu verdrängen, gar so zu tun, als gäbe es ihn nicht? Doch: Hitlers willige Vollstrecker, amerikanische GI’s in My Lai, die Verursacher der Massengräber in Srebenica u.v.a – lassen grüßen! Wir Menschen können beim besten Willen nicht vor unserem Schatten davonlaufen – gerade dann, wenn er wie eine gräßliche Fratze uns überkommt!

In der Gestalt Elias wird dieser Schatten ganz realistisch sogar bei einem „Glaubenshelden“ uns vor Augen gemalt. In dieser Hinsicht sind die Schriften der hebräischen Bibel beeindruckend realistisch.

Niemand kann vor seinem Schatten davonlaufen. Aber: bearbeitet werden kann der Schatten schon. Die Psychologie spricht hier vom „Integrieren“ (Verarbeiten und Annehmen) dieses Schattens.

Christlich könnte man noch einen Schritt weitergehen. Für den christlichen Glauben ist der „Schatten“ des Menschen im dreifachen Hegelschen Sinn „aufgehoben

  1. aufgehoben im Sinne von aufbewahrt, d. h. als zum Menschen gehörig bewertet
  2. aufgehoben im Sinne von weggenommen, d.h. in Christus sind dem Menschen seine „Sünden“ vergeben, so daß der Schatten
  3. aufgehoben im Sinne von „auf eine höhere Stufe gehoben“ ist, d.h. ähnlich wie in der Sicht der Psychologie er auf neue Weise (nicht verdrängt!) ins Lebens integriert ist.

Im zweiten Teil der biblischen Erzählung (und im Oratorium) wird nun von Elias eine ähnliche Wandlung im Umgang mit dem Schatten erzählt.

5. Skizze der biblischen Erzählung von Elia Teil 2: Elias neue Gotteserfahrung

Als die Königin Isebel von Elias schrecklicher Tat erfährt, beschließt sie, ihn töten zu lassen. Dieser Entschluß wird in der Bibel nur in einem Vers in Form eines Schwurs berichtet – im Oratorium Mendelssohns hingegen analog den Passionen J.S. Bachs dramatisch inszeniert unter Einbeziehung des Chores als Volkes Stimme.

Elia erfährt vom Entschluß Isebels und ihn packt die Angst. Er flieht, zunächst noch mit einem Diener, dann vollends allein in die Wüste. Die Wüste ist hier nicht nur ein geographischer Ort im Negev, sondern symbolisiert den Ort der Versuchung, aber auch der Läuterung.

Unter einem Wacholderbusch in der Wüste überfällt Elia schließlich eine tiefe Todessehnsucht. Dem Stimmungshoch am Karmel folgt nun eine tiefe Depression: „Es ist genug! So nimm nun, Herr, meine Seele!“

Ein Engel richtet den Niedergeschlagenen auf und weist ihm einen neuen Weg! )

Elia unternimmt – wie befohlen – einen 40-tägigen Marsch in Richtung Süden.

40 Tage wollen hier keine genaue Zeitangabe sein, sondern symbolisch verstanden werden: 40 ist die Zahl, die eine Zeitspanne ausdrückt, in der Gott wesentliche Dinge an einem Menschen oder seinem Volk vollbringt: 40 Jahre war das Volk Israel in der Wüste, 40 Tage war Moses auf dem Berg Sinai, um die Gebote zu empfangen, 40 Tage war Jesus vor seinem öffentlichen Auftreten in der Wüste.

Am Ende der 40tägigen Wanderschaft kommt Elia zum Berg Gottes, dem Horeb, oder in anderer Bezeichnung zum Berg Sinai – zum Ort der Offenbarung Gottes, dem Ort, der für Israeliten für den Bund Gottes mit ihnen steht, den Ort besonderer Gottesnähe.

Vielleicht erwartet Elia, wie vormals Mose, Gott an diesem Ort in seiner machtvollen Größe zu erfahren.

Ein weiterer Engelsbefehl scheint ihm dies zu anzukündigen. Elia muß aus seinem Unterschlupf, einer Höhle, heraustreten, um zu sehen, was jetzt auf ihn zukommt.

Drei mächtige Naturereignisse lösen sich ab: Sturm, Erdbeben, Feuer, wobei bei letzterem wohl an so etwas wie ein Vulkanausbruch gedacht war. Selbst wir modernen Menschen sind noch von solchen schaurig schönen Ereignissen zutiefst beeindruckt und nicht selten geängstigt. Jeder antike Mensch hätte diese als Manifestationen der Gottheit gedeutet, als Zeichen der Macht, Stärke und Überlegenheit Gottes. Für Elia wären sie eine erneute Bestätigung des Sieges vom Karmel gewesen – eine Bestätigung des allmächtigen, Gottes.

Doch: „Der Herr war nicht im Sturm! Der Herr war nicht im Erdbeben! Der Herr war nicht im

Feuer!“

Elia erlebt Gott nochmals anders – still, sanft, überhörbar: „Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Und in dem Säuseln nahte sich der Herr!“.

Die Deutungen dieses Säuseln sind umstritten. Gemeint ist auf keinen Fall eine neue Naturerscheinung. Eher ein beredtes Schweigen in einer Atmosphäre der Stille: „eine Stimme leisen Schweigens“ oder wie es Martin Buber ausgedrückt hat: Gott redet in einem Raum „verschwebenden Schweigens“.

Kein lauter, sondern ein leiser, kein harter, sondern ein weicher, kein allmächtiger, sondern ein (wie seine Boten!) angreifbarer und verletzbarer Gott tritt hier in den Horizont Elias.

Das richtet ihn auf. Auf Befehl eines Engels kehrt Elia zurück.

In der Bibel wird ein weiterer Konflikt Elias mit Ahab und Isebel erzählt. Diesmal protestiert Elia unter Verweis auf die göttliche Sozialgesetzgebung gegen Isebels raffiniert inszenierte Ermordung des Weinbauern Naboth. Isebel konnte so Naboths Weinberg als königlichen Garten konfizieren.

Außerdem salbt Elia noch Elisa und setzt ihn damit zu seinem Nachfolger ein.

Diese biblischen Passagen sind im Oratorium nicht verarbeitet, obwohl gerade die soziale Komponente zu einem Wesensmerkmal biblischer Prophetie gehört.

In der Schilderung des Todes und der Bedeutung Elias geht das Oratorium hingegen wieder über die biblische Erzählung im engeren Sinne hinaus.

6. Elias Tod und seine Bedeutung im Judentum u. Christentum: Elia als Vorläufer d. Messias

Die Hochschätzung, die Elia im Alten Testament erfährt, zeigt sich darin, daß Elia nicht wie andere große Figuren wie beispielsweise Abraham oder Mose stirbt, sondern, mit einem Himmelswagen unter unter Gewitter in den Himmel entrückt wird.

Die Überzeugung, daß Elia lebendig in den Himmel aufgenommen wurde, hat zur Erwartung seiner einstigen Wiederkehr geführt. So wird schon im Propheten Maleachi im 5. Jhdt. vChr. ein Wiederkommen des Propheten Elia vor der Welterneuerung der Endzeit vorhergesagt. Er wird den Generationenkonflikt beenden und die Generationen miteinander versöhnen: „Das Herz der Väter bekehren zu ihren Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern“.

Zur Zeit Jesu war diese Vorstellung von Elia als dem Vorläufer des Messias in weiten Kreisen verbreitet. Viele sahen in Johannes dem Täufer den wiedergekommenen Elia. Und Jesus wurde wohl auch von einigen seiner Zeitgenossen als solcher gesehen.. Daß Jesus mehr ist, nämlich der Messias und Sohn Gottes, wird in der Geschichte von Jesu Verklärung auf dem Berg deutlich. Es erscheinen Elia und Mose und hören als Zeugen wie die Jünger die Worte Gottes über Jesus: „Dies ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören!“

Zum Glauben an diesen Jesus als Messias will wohl Mendelssohn einladen, wenn er vor dem Schlußchor des Oratoriums ein Quartett singen läßt: „Wohlan, alle die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser, kommt her zu ihm, und neigt euer Ohr und kommt zu ihm, so wird eure Seele leben!“

Der Schlußchor preist dann Gott für den Erweis dieser Herrlichkeit mit den Worten aus Psalm8, die Bach seiner Johannespassion vorangestellt hat: „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, da man dir danket im Himmel!“.